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Meine 20 liebsten Kunstmaterialien und wann sie in der Kunsttherapie zum Einsatz kommen

Meine 20 liebsten Kunstmaterialien und wann sie in der Kunsttherapie zum Einsatz kommen

Kunsttherapie hat etwas mit Kunst zu tun, soviel ist schonmal klar. Aber welche Rolle spielen Kunstmaterialien in der Kunsttherapie, mit welchen Materialien wird überhaupt gearbeitet und was musst du zu Hause haben, wenn du online an einer kunsttherapeutischen Stunde teilnehmen möchtest. Am Ende dieses Blogartikels wirst du auf all diesen Fragen eine Antwort haben. Wenn du einfach nur auf der Suche nach Inspiration bist und wissen möchtest, mit welchen Materialien ich am liebsten arbeite dann springe gerne direkt zu Kapitel 5 „Meine liebsten Kunstmaterialien“.

Als Person, die vor kurzem oder eventuell sogar gerade erst erfahren hat, dass es sowas wie Kunsttherapie gibt, stellst du dir bestimmt ein paar Fragen. In diesem Blogbeitrag möchte ich versuchen, alle deine Fragen rund um das Thema Materialien zu beantworten. Solltest du am Ende des Beitrags noch weitere Fragen haben, kannst du sie gerne in den Kommentaren stellen und ich werde zeitnah darauf eingehen.

Mit welchen Kunstmaterialien wird in der Kunsttherapie gearbeitet?

Grundsätzlich gibt es hier keine genaue Liste, mit welchen Materialien immer in der Kunsttherapie gearbeitet wird. Ebenso wie jede/r Kunstterapeut/in mit verschiedenen Methoden arbeitet, wird auch jede/r unterschiedliche Materialien anbieten. Wobei in die Auswahl der Materialien neben den unterschiedlichen Materialqualitäten auch die persönlichen Präferenzen und Fahigkeiten der Kunsttherapeut/in mitreinspielen.

Dennoch lässt sich sagen, dass man in der Kunsttherapie unter künstlerischem Material in der Regel all die Materialen versteht, mit denen sich etwas gestalten lässt. Seien es nun flüssige oder feste Farben, Naturmaterialien oder Materialien zum Plastizieren (wie bspw. Ton).

Welche Rolle spielt das künstlerische Material in der Kunsttherapie?

Das künstlerische Material spielt in der Kunsttherapie eine zentrale Rolle. Die Arbeit mit und am Material ist die Grundlage und der Faktor, der die Kunsttherapie von anderen Therapieangeboten unterscheidet. Wie, zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Intension das künstlerische Material in einer kunsttherapeutischen Stunde zum Einsatz kommt, möchte ich dir anhand des Aufbaus von einem Online-Workshop bei mir aufzeigen. Wobei auch hier wieder gilt: jede/r arbeitet anders, es gibt keinen allgemein gültigen Aufbau.

Der Umgang mit dem Material ist deine Erfahrungsgrundlage in der Kunsttherapie. Es erweitert die Therapeut/in – Klient/in – Beziehung um ein Drittes. Das Material in der Kunsttherapie dient als Kommunikationsmittel mit deinem inneren Erleben ud deiner Umwelt. Es ermöglicht dir den Ausdruck von dem, was sonst unsichtbar ist, nämlich deinen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen. Dadurch wird das Unsichtbare sowohl für dich als auch für Außenstehende sichtbar. Es dient also als Transformationsmittel vom Innen ins Außen.

Gleichzeitig erleichtert dir das Material den Zugang zu deinem inneren Erleben, denn es macht dich komplett unabhängig von deinen Fähigkeiten, dein Innerstes in Worte fassen zu können. Das Arbeiten am Material ist spontan und läd zum Tun ein. So können Blockaden überwunden und ein Einstieg in deine innere Welt ermöglich werden. Durch das aktive Handeln erlebst du dich als handlungsfähig. Außerdem erfordert die Arbeit mit dem Material deine volle Aufmerksamkeit und bringt dich dadruch ins Hier und Jetzt. Gleichzeitig wird die Konzentration auf deine eigene Wahrnehmung und Sinneseindrücke gefördert. Zuletzt wird dein Körper durch das haptische Erleben mit einbezogen und Gefühle noch intensiver wahrnehmbar.

Das durch das Material entstandene Werk dient als Bezugspunkt und Stütze. Im Gespräch kannst du dich daran langhangeln und darauf beziehen. Gleichzeitig ermöglicht es dir ein „Auslagern“ deiner Gedanken und Gefühle. Indem du über das Werk sprichst nimmst du eine außenstehende, beobachtende Rolle ein und baust die notwendige Distanz zu deinem inneren Erleben auf.

Wenn du mehr über Kunsttherapie erfahren möchtest, dann schau gerne in diesem Blogbeitrag vorbei.

Unterschiedliche Materialien = unterschiedliche Qualitäten und Einsatzfelder

Wie du jetzt weißt, arbeiten wir in der Kunsttherapie nicht ohne Grund mit künstlerischen Materialien. Das breite Materialangebot bietet verschiedene Möglichkeiten, dich in deiner inneren Auseinandersetzung unterstützen. Dabei verhält sich jedes Material im Umgang unterschiedlich und diese Materialeigenschaften können wir uns in der Kunsttherapie zu Nutzen machen.

Mit festen Farben wie Buntstifte, Kreiden oder Filzstifte wird bspw. jeder Strich bewusst gesetzt. Sie ermöglichen dadurch das Ziehen von klaren Linien, Mustern und Flächen. Diese Eigenschaft ist besonders dann wichtig, wenn du ein Bedürfnis nach Kontrolle, Sicherheit und Stabilität hast.

Flüssige Farben verhalten sich dagegen fließend. Dadurch hast du wenig bis keine Kontrolle und eben genau das Gegenteil von festen Farben. Sie ermöglichen ein freieres, zufälliges Arbeiten, bei dem du deine Gedanken schweifen lassen kannst. Sie kommen besonders dann zum Einsatz, wenn du weniger mit dem Kopf und mehr aus dem Gefühl heraus arbeiten möchtest.

Neben festen und flüssigen Farben wird in der Kunsttherapie auch gerne mit Ton gearbeitet. Dieser ist besonders wandelbar und nimmt jede Form an, die du ihm gibst. Er regt zum Experimentieren und spielen an und schafft dadurch einen unmittelbaren Zugang zu deinen eigenen kreativen Kräften. Ton ist ein Naturmaterial und daher empfinden ihn viele auch als besonders zentrierend und erdend. Durch seine Dreidimensionalität ist Ton noch mehr ein „Gegenüber“ als die Arbeit mit Farben auf Papier.

Welche Materialien solltest du zu Hause haben, wenn du online an einer kunsttherapeutischen Stunde teilnehmen möchtest?

Nimmst du an Kunsttherapie in einer Klinik oder Praxis vor Ort teil, dann werden dir hierfür in der Regel alle Materialien zur Verfügung gestellt. Aber wie sieht es aus, wenn du online an einer kunsttherapeutischen Stunde teilnimmst? Je nach Anbieter werden dir die Materialien entweder vorab zugeschickt (gegen Bezahlung) oder du bekommst eine Materialliste und musst dich selbstständig um die benötigten Materialien kümmern.

Da Kunstmaterialien meist nicht gerade günstig sind, verzichte ich in meinen Online-Angeboten auf spezifische Materialvorgaben. Du bekommst zwar eine Liste und kannst dir, wenn du möchtest, gerne neue Materialien besorgen. Ich achte aber immer darauf, dass du jede Übung in der Regal auch mit den Materialien machen kannst, die du bereits zuhause hast. Sei es mit den Buntstiften, Wachsmalkreiden oder Wasserfarben deines Kindes und dem Papier aus dem Drucker oder einfach nur mit dem Kugelschreiber auf der Rückseite deiner Einkaufsliste. Solange du ein Papier und einen Stift hast, bist du für meine Angebote ausgestattet. Alles darüber hinaus ist natürlich toll aber kein Muss.

Meine liebsten Kunstmaterialien

Wenn du Lust hast, deine Materialien auszutauschen oder ein ganz neues Material auszuprobieren, dann habe ich dir zum Schluss hier noch eine Übersicht über meine liebsten Kunstmaterialien. Die mit * gekennzeichneten Produkte sind Affiliatelinks, d.h. ich bekomme eine kleine Provision für meine Empfehlung. Für dich fallen jedoch keine zusätzlichen Kosten an. Schau gerne auch, ob du das gewünschte Produkt gebraucht findest, bevor du etwas neu kaufst. Das schont nicht nur deinen Geldbeutel, sondern spart auch wertvolle Ressourcen 😊

Meine liebsten festen Farben sind

Meine liebsten flüssigen Farben sind

Sonstige Materialien und Tools, die ich gerne nutze

Welchen Aspekt aus diesem Artikel fandest du am interessantesten? Was ist dein Lieblings-Kunstmaterial? Und bist du Team „Voll ausgestatteter Kunstbedarfsladen“ oder „Team Kugelschreiber und Einkaufsliste“. Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen! Ich bin gespannt darauf, von dir zu lesen!

Bis bald

Deine Sarina 🌻

Literaturempfehlung: Dein Weg zu mehr Selbstbestimmung mit Kompression: ein neuer Blick auf deinen täglichen Begleiter im Lipödem-Alltag

Dein Weg zu mehr Selbstbestimmung mit Kompression: ein neuer Blick auf deinen täglichen Begleiter im Lipödem-Alltag

Die Kompression – ein täglicher Begleiter im Leben von Lipödem-Betroffenen. Doch wie nehmen wir sie wahr? Ich habe den Eindruck, beim Thema Kompression gibt es zwei Lager innerhalb der Lipödem Community. Die Einen empfinden das Tragen der Kompression als große Erleichterung im Alltag, die ihnen einen schmerzfreien Tag und ein leichtes Gefühl verschafft. Die Anderen verbinden mit ihrer Kompression genau das Gegenteil – Zwang, Einengung und Kontrollverlust.

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, die hauptsächlich Frauen betrifft. Dabei kommt es zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung an den Beinen und manchmal auch Armen. Typische Symptome eines Lipödems sind neben der Zunahme von Fettgewebe unter anderem auch eine starke Druckempfindlichkeit und ein Schweregefühl an den betroffenen Stellen sowie die Neigung zu blauen Flecken. Die genauen Ursachen eines Lipödems sind bisher noch nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass hormonelle Faktoren, genetische Veranlagung und Entzündungen im Körper eine Rolle spielen. Das Lipödemfett kann nicht durch Diät oder Sport behandelt werden, da es sich um eine krankhafte Veränderung des Fettgewebes handelt. Als Therapie bekommen Betroffene häufig eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfen sowie Bewegungstherapie oder ergänzend auch eine operative Fettabsaugung.

Was ist ein Lipödem?

Täglich grüßt das Murmeltier: zwischen Überwindung und Erleichterung

Wie geht es dir mit deiner Kompression? Hast du das morgendliche Anziehen bereits in deine Routine integriert oder ist es immer wieder eine Überwindung? Mache dir bewusst, dass beides absolut in Ordnung ist!

Jeden Morgen stehen wir aufs Neue vor der Herausforderung. Kommt dir das bekannt vor? Dein Pflichtgefühl meldet sich, wenn du kurz nach dem Aufwachen einen Blick auf deinen übervollen Klamotten-Stuhl wirfst und siehst, wie deine Kompression schon vorwurfsvoll auf dich wartet. “Nein, heute nicht“, denkst du dir dann aber, denn du fühlst dich wieder mal komplett fremdbestimmt. Ja, du merkst zwar schon, dass sie dir gut tut, aber du hast eben nicht das Gefühl, dass du eine Wahl hast und das frustriert dich. Du fühlst dich komplett eingeengt – mental und auch körperlich – und das macht die Sache auch nicht unbedingt besser.

In diesem Blogbeitrag schauen wir uns genauer an, woher deine negativen Gefühle in Bezug auf deine Kompression kommen können und wie du lernen kannst, eine positive Beziehung zu ihr aufzubauen.

Die Diagnose als eigentliche Herausforderung

Ich stelle hier mal eine These auf, die du gerne für dich und deine Situation überprüfen kannst: Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Kompression selbst, sondern in der Diagnose Lipödem. Gibt es bei dir unbearbeitete innere Themen, die dazu führen, dass dich die Diagnose belastet?

Was ich damit sagen will ist, dass die Kompression ganz nüchtern betrachtet nur ein Kleidungsstück ist. Ja, ein Kleidungsstück, das nicht sonderlich einfach anzuziehen ist und das nicht jede trägt, aber eben trotzdem nur ein Kleidungsstück. Im Prinzip zwingt dich auch niemand, die Kompression anzuziehen. Warum es sich aber trotzdem oft so anfühlt, schauen wir uns gleich nochmal genauer an. Nüchtern betrachtet gibt es also eigentlich nicht viele Gründe für deine Abneigung gegenüber deiner Kompression. 

Was das ganze allerdings oft so schwer macht, sind die Emotionen, die du auf deine Kompression überträgst. Die Kompression wird sozusagen zum „Container“ für deine negativen Gedanken und Gefühle, die mit deiner Krankheit Lipödem verbunden sind. Ist im ersten Moment ja auch logisch. Die Diagnose ist nicht greifbar und es fällt uns oft leichter, unsere Emotionen an einer konkreten Sache festzumachen. Wir bündeln also all unseren Frust, unsere Wut und unsere Verzweiflung in etwas greifbaren – der Kompression. 

Um die Beziehung zu deiner Kompression zu verbessern, ist es wichtig, diese Emotionen zu identifizieren und zu reflektieren, ob sie wirklich durch die Kompression ausgelöst werden oder eben durch die Diagnose selbst.

Eine kleine Übung: Die Bedeutung der Kompression erkennen

Unterbrich das Lesen dieses Artikels kurz und hole dir einen Stift und Papier. Falte das Papier in der Mitte und überlege dir nun, was deine Kompression für dich bedeutet bzw. symbolisiert. Auf der linken Seite schreibst/malst du alle negativen Aspekte auf und auf der rechten Seite des Papiers alle positiven Aspekte. Diese Übung ist eine effektive Methode, um dir über deine Wahrnehmung in Bezug auf die Kompression bewusst zu werden und ihre Bedeutung zu reflektieren. Was symbolisiert sie für dich? Schau dir im nächsten Schritt alle Aspekte an, die du dir notiert hast. Überlege dir, welches Problem wirklich hinter jedem Aspekt steckt. Sind die Aspekte durch die Kompression ausgelöst oder entstehen sie durch die Diagnose?

Wichtig: Für deine mentale Gesundheit wird es dir langfristig nicht helfen, deine negativen Emotionen von deiner Kompression auf deine Diagnose zurück zu verlagern. Wenn du merkst, dass du viele negative Emotionen mit deiner Diagnose verbindest, dann ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen und diese aufzuarbeiten. Hierfür biete ich bspw. auch kunsttherapeutische Einzelbegleitungen an.

Die Kompression ist nicht dein Feind sondern dein Freund

Wir fühlen uns oft fremdbestimmt, wenn wir eine Sache nicht aus innerer Motivation, also aus eigenem Antrieb heraus machen. Das bedeutet im Umkehrschluss: wenn wir uns selbst dazu entscheiden etwas zu tun, fühlen wir uns nicht fremdbestimmt. Aber wie schaffst du es nun, deine Kompression aus eigener Motivation heraus zu tragen? Hier ist ein Perspektivenwechsel entscheidend. Durch die vorherige Übung hast du vielleicht schon herausgefunden, dass die Kompression nicht dein Feind ist. Im nächsten Schritt wollen wir nun versuchen, sie als Freund zu sehen.

Das Kompressions-Tagebuch

Deine Kompression ist ein medizinisches Hilfsmittel, mit dem du mehr Erleichterung im Alltag erreichen kannst. Es ist allerdings schwierig, die Kompression als Hilfsmittel zu sehen, wenn du keinen messbaren Erfolg spürst. Eine kleine Übung, um dir den Mehrwert deiner Kompression bewusst zu machen ist folgende: 

Führe ein Kompressions-Tagebuch. Notiere dir jeden Abend, ob du deine Kompression heute getragen hast und wie es dir den Tag über ging. Vergleiche Tage, an denen du die Kompression nicht an hattest mit Tagen, an denen du sie getragen hast. Der Vergleich zwischen Tagen mit und ohne Kompression kann helfen, den positiven Einfluss auf deine Lebensqualität zu erkennen. (wichtig: Nicht jede Betroffene berichtet von einer Verbesserung durch die Kompression. Wenn du keinen Unterschied wahrnimmst, sprich mit deinem Arzt über andere mögliche Behandlungsoptionen)

Kunsttherapie als Weg zur Transformation

Für eine tiefgehende und begleitete Auseinandersetzung mit der eigenen Einstellung zur Kompression biete ich einen kunsttherapeutischen Workshop an.

„Freundschaft schließen mit meiner Kompression“ – Live-Onlineworkshop am Samstag, 25.11.23, 16-18 Uhr

33,90 

Du möchtest wieder das Gefühl haben, selbst über deinen Körper zu entscheiden und dich nicht mehr nur deinem Schicksal ergeben? Das Tragen der Kompression soll aus deinem eigenem Antrieb heraus kommen – weil DU merkst, dass es DIR gut tut? Du möchtest einen Perspektivenwechsel und deine Kompression nicht mehr als Feind sondern als Freund sehen?…

Nimm dir Zeit und setze dich in deinem geschützten Rahmen mit deiner Einstellung zu deiner Kompression auseinander. In diesem kunsttherapeutischen Workshop ist Raum für all deine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, in Bezug auf dein Lipödem und deine Kompression. Gemeinsam mit maximal 5 Teilnehmerinnen beschäftigst du dich künstlerisch mit verschiedenen Aspekten des Lebens mit Kompression und arbeitest daran, eine bessere Beziehung zu deiner Kompression aufzubauen. Tausch dich mit anderen Betroffenen über Erfahrungen aus, lerne von unterschiedlichen Blickwinkeln und profitiere von der gegenseitigen Bestärkung!

Fazit: mit der Kompression statt gegen sie

Die Kompression kann ein Werkzeug zur Verbesserung der Lebensqualität sein. Wenn du möchtest, dass sie nicht den gesamten Raum in deinen Gedanken einnimmt, sondern zu einer Selbstverständlichkeit wird, ist es notwendig, sie zu akzeptieren. Durch Selbstreflexion, das Führen eines Kompressions-Tagebuchs und die unterstützende Teilnahme an kunsttherapeutischen Workshops kannst du einen Weg finden, die Kompression nicht nur als notwendiges Übel, sondern als Freund auf deinem Weg zu mehr Selbstbestimmung zu sehen.

Jetzt interessiert mich aber: Wie geht es dir in Bezug auf deine Kompression? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Deine Sarina

Mein Lipödem als Fabelwesen – So lief der Workshop ab

Mein Lipödem als Fabelwesen – So lief der Workshop ab

Hast du dich schonmal gefragt, wie dein Lipödem als Fabelwesen aussehen würde? Nein? Das dachte ich mir schon 😀

Ja, diese Vorstellung mag im ersten Moment recht surreal und unlogisch sein, aber es kann helfen, sich mit der eigenen Krankheit auseinanderzusetzen. Indem du dir Gedanken über die positiv und negativ empfundenen Aspekte deines Lipödems machst, bekommst du ein besseres Bild davon und kannst lernen, mit der Diagnose besser umzugehen. Außerdem ermöglicht es dir, dir selbst und deinem Umfeld besser zu verdeutlichen, wie sich dein Lipödem auf dich auswirkt und wie du es wahrnimmst.

Welche Eigenschaften hat deine Krankheit, also das Lipödem? Wie sähe dein Lipödem als Fabelwesen aus? Wie würde es sich verhalten? Wie ist es im Umgang mit dir oder anderen? Was mag es und was mag es nicht? Welche Bedürfnisse sind ihm besonders wichtig?

Genau diese Fragen haben sich einige Lipödembetroffene im Juli in meinem kunsttherapeutischen Online-Workshop gestellt und ihr eigenes “Lipödem-Wesen” gestaltet.

Was ist Kunsttherapie? Kurz und knapp erklärt: Kunsttherapie zählt zu den künstlerischen Therapieformen und verbindet die Bereiche Kunst und Psychologie. Das heißt, in der Kunsttherapie wird die therapeutische Beziehung, also die Beziehung zwischen Therapeuten und Klient, um ein Drittes – nämlich das künstlerische Medium – erweitert. Je nach Einsatzbereich liegt der Fokus der kunsttherapeutischen Arbeit auf der Prävention oder auf einer bestimmten Problemstellung, die gemeinsam bearbeitet wird. Der kunsttherapeutische Ansatz hilft dir u.a. dabei dich besser zu Öffnen und Unterbewusstes sichtbar zu machen. Künstlerische Medien wie bspw. Stifte, Farben oder Ton werden in der Kunsttherapie therapeutisch angewendet. Das ermöglicht dir Werke erschaffen, welche deine Erfahrungen, Gefühle, Gedanken und Fantasien abbilden. Diese Abbildungen helfen dir u.a. dabei, bewusste und unbewusste Konflikte und Probleme wahrzunehmen, zu definieren und zu kommunizieren. Durch die Arbeit mit künstlerischen Medien wird besonders deine visuelle und haptische Wahrnehmung aktiviert, die Entwicklung deiner innerer Bilder gefördert sowie deine sozial-kommunikative Kompetenz gestärkt. Sie unterstützt sowohl deine Krankheitsbewältigung als auch deine Selbstregulation und stärkt deine Fähigkeit zur Kommunikation mit dir selbst und anderen. Besonders wirksame Faktoren bilden sowohl der Entstehungsprozess als auch die entstanden Werke, da sie dir helfen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und der eigenen Identität zu entwickeln sowie deine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Für die Kunsttherapie brauchst du keine künstlerischen Talente oder Vorkenntnisse.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde sind wir mit einer Imaginationsreise in den Workshop gestartet. Während dieser Reise trafen die Teilnehmerinnen auf einer Lichtung im Wald das erste Mal auf ihr Lipödemwesen. Sie hatten Zeit, es ganz genau zu betrachten und du beobachten, wie es sich verhält und auf sie reagiert. Dadurch hatten sie bereits eine erste Vorstellung davon, wie ihr Lipödemwesen aussieht. Im Anschluss an die Imaginationsreise hatten die Teilnehmerinnen dann Zeit, das was sie währenddessen wahrgenommen, gedacht und gefühlt haben aufs Papier zu bringen. Ohne viel nachzudenken, sind alle Teilnehmerinnen direkt in die Gestaltungsphase eingetaucht. Während der Imaginationsreise hatten sie bereits ein genaues Bild von ihrem Lipödemwesen vor Augen, welches sie nun konzentriert mit künstlerischen Materialien ins Außen übertrugen. Bis zum Ende der vorgesehenen Zeit arbeiteten alle Teilnehmerinnen in Ruhe und für sich. Danach gab es die nächste Aufgabe: Schreibe ein Gedicht, eine Geschichte oder einen Brief an oder über dein Lipödemwesen. Anders als die künstlerische Umsetzung ihres Lipödemwesens stellte dies eine größere Herausforderung für die Teilnehmerinnen dar. Für das, was man denkt und fühlt die richtigen Worte zu finden kann sehr schwer sein. Unter anderem deswegen finde ich es so wertvoll, dass man das in der Kunsttherapie oft nicht muss. Denn wenn die Worte fehlen, sprechen Bilder. Nachdem jedoch die erste Irritation überwunden war, haben auch hier alle einen guten Zugang gefunden und ihre Texte verfasst. Damit war der künstlerische Prozess des Workshops beendet und es ging in die gemeinsame Reflexion des Erlebten.

Die Teilnehmerinnen haben hier die Möglichkeit genutzt, um ihre entstandenen Werke und Texte vorzustellen und der Gruppe zu präsentieren. Durch gezielte Fragen unterstütze ich dabei, noch tiefer in den Prozess einzutauchen und neue Erkenntnisse zu sammeln.

Was Melanie über ihre Erfahrungen aus dem Workshop berichtet:

„Am Sonntag durfte ich wieder an einem tollen Workshop von Sarina @lipoedem_im_kopf zum Thema „Lipödem als Fabelwesen“ teilnehmen. Natürlich hatte ich im Vorfeld schon überlegt, mit welchem Fabeltier oder -tieren mit welchen Eigenschaften und Strukturen ich mein Lipödem assoziiere. Ich muss hier unbezahlte Werbung für Sarinas Workshops machen: sie bereitet auch in der Kürze der Zeit die Themen der Workshop so gut vor, dass man relativ schnell nach einer Vorstellungsrunde im Thema ist und mit dem kreativen Prozess beginnen kann. Und dann fließt es einfach – zumindest bei mir. Wichtig ist es nicht, dass am Ende ein vollständiges Kunstwerk in Künstlerqualität entsteht. Das ist auch in Anbetracht der Zeit nicht möglich oder Zielsetzung. Wichtig ist es, sich einen ruhigen und stressfreien Raum zu schaffen, um sich vollständig einlassen und auseinandersetzen zu können. Wichtig ist, dass die eigenen Gefühle einen Raum bekommen: alle Gefühle haben ihre Berechtigung! Mein Fabelwesen hat keinen Namen, es ist einfach mein Lipödem, wie ich ihm in meiner Traumreise begegnet bin. Es hat viele Facetten: es ist hart und weich. Es brennt wie Feuer und gleichzeitig hat es kalte Extremitäten. Es ist groß und stark und packt immer wieder mit seinen kräftigen Krallen zu bis es schmerzt. Manchmal sticht es mit seinen Hörnern oder Zacken zu. Gleichzeitig ist es ein Teil von mir, der mir nichts Böses will. Traurig, denn aufgrund seiner Größe und Kraft kann ich es nicht länger bei mir behalten – es muss schrumpfen, ihm muss die Kraft genommen werden, damit wir beide wieder gut miteinander leben können. Es ist und bleibt eine chronische Krankheit. Deshalb ist es gut, dass es ein Gesicht bekommen hat. Zusätzlich hat uns Sarina einen sprachlichen Auftrag gegeben. Ich habe mich für ein Elfchen entschieden. Ob es so ewig bleibt, kann ich nicht sagen. Alles ist im Prozess. Was ich aber sagen kann: durch Sarinas Workshops konnte ich meinen Verarbeitungsprozess wieder ein Stück weiter nach vorne bringen und bin dankbar, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe.“

Feedback von Milena:

„Ich fande als Neuling den Workshop sehr interessant und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die zwei Stunden waren unfassbar schnell rum. Der Austausch mit den anderen war sehr interessant und hat mir richtig gut getan. Ich bin mit einem sehr emotionalen Gefühl aus diesem Workshop gegangen auf positiver Seite! Ich würde ihn immer wieder machen!:)“

Jetzt interessiert mich aber: Wie sieht dein Lipödem als Fabelwesen aus? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Bist du beim nächsten Workshop auch dabei? Entdecke hier, das Workshopangebot der nächsten Monate.

Die Online-Workshops sind ideal für dich, wenn du dir mehr Unterstützung und einen Austausch mit anderen Betroffenen wünschst. Dort setzen wir uns jeweils mit einer abgestimmten kunsttherapeutischen Methode intensiv mit verschiedenen Aspekten der Diagnose Lipödem auseinander. Kunsttherapie kann eine wertvolle Unterstützung und Ausdrucksform sein, um emotionale und psychologische Belastungen des Lipödems zu verarbeiten sowie den Bezug zum eigenen Körper wieder zu entdecken!

Ich freue mich darauf, dich kennen zu lernen! 💛

Bis bald!

Deine Sarina 🌻

Weiblichkeit – ein Konstrukt nur für schlanke Frauen?

Weiblichkeit – ein Konstrukt nur für schlanke Frauen?

Weiblichkeit und Lipödem – ein Thema, das vermutlich viele Frauen betrifft, das aber selten thematisiert beziehungsweise oft tabuisiert wird. Da die Krankheit Lipödem oftmals zu körperlichen Veränderungen führt, welche von der gesellschaftlichen Norm abweichen, kommt es bei Betroffenen nicht selten zu Unsicherheiten und Schamgefühlen. Ich bin selbst Lipödembetroffene und in diesem Blogbeitrag möchte ich mich mit der Frage auseinandersetzen, welchen Einfluss die körperlichen Veränderungen auf das Gefühl von Weiblichkeit sowie welche Auswirkungen diese auf das Selbstbild und die Selbstwahrnehmung von Frauen mit Lipödem haben können.

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, die hauptsächlich Frauen betrifft. Dabei kommt es zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung an den Beinen und manchmal auch Armen. Typische Symptome eines Lipödems sind neben der Zunahme von Fettgewebe unter anderem auch eine starke Druckempfindlichkeit und ein Schweregefühl an den betroffenen Stellen sowie die Neigung zu blauen Flecken. Die genauen Ursachen eines Lipödems sind bisher noch nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass hormonelle Faktoren, genetische Veranlagung und Entzündungen im Körper eine Rolle spielen. Das Lipödemfett kann nicht durch Diät oder Sport behandelt werden, da es sich um eine krankhafte Veränderung des Fettgewebes handelt. Als Therapie bekommen Betroffene häufig eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfen sowie Bewegungstherapie oder ergänzend auch eine operative Fettabsaugung.

Was ist ein Lipödem?

Was bedeutet „Weiblichkeit“?

Weiblichkeit ist ein Konzept, das oft von Stereotypen und Geschlechterrollen geprägt ist. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition von Weiblichkeit, da sie von kulturellen, sozialen und persönlichen Faktoren beeinflusst wird. In unserer Gesellschaft gibt es körperliche, emotionale und soziale Merkmale, die als typisch weiblich gelten. Dazu gehören beispielsweise Sanftheit, Sensibilität, Empathie, Intuition, Fürsorglichkeit, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und emotionale Intelligenz. Als typische weibliche körperliche Merkmale gelten Rundungen, weichen Formen und eine sanfte Stimme (mir ist wichtig hier zu erwähnen, dass Weiblichkeit nicht auf biologische Geschlechtsmerkmale beschränkt sein muss). Sozial und kulturell betrachtet bezieht sich Weiblichkeit auf die Rolle und Position einer Frau in der Gesellschaft und die damit verbundenen Erwartungen und Normen (ich stelle hier mal in den Raum wie fraglich diese heutzutage immer noch sind).

Weiblichkeit – doch nur ein Konstrukt nur für schlanke Frauen?

Leider gibt es in unserer Gesellschaft auch einen verbreiteten Stereotyp, dass dicke Frauen nicht weiblich sind. Dieser Stereotyp basiert auf dem Idealbild eines schlanken Körpers, welches in der Mode-, Beauty- und Unterhaltungsindustrie propagiert wird. Übergewichtige Frauen werden häufig unter anderem als faul, unattraktiv oder ungesund stigmatisiert, was dazu führt, dass ihre Weiblichkeit in Frage gestellt wird – sowohl von anderen aber auch von sich selbst. Diese Stigmatisierung führt im Alltag oft zu Diskriminierung, Mobbing und Ausgrenzung. Die Auswirkungen dieser Stereotypen für Betroffene können weitreichend sein- zum einen im Kontakt mit anderen Menschen, aber auch im Kontakt mit sich selbst. So leidet häufig ihr Selbstwertgefühl und ihr allgemeines Wohlbefinden und/oder sie fühlen sich unsicher in ihrem Körper und isolieren sich von anderen. Übergewichtige Frauen leiden häufig unter Body Shaming, sie müssen sich ständig rechtfertigen und im schlimmsten Fall kann es auch dazu führen, dass sie sich als weniger wert betrachten ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche aufgrund ihres Körpers unterdrücken. Lipödembetroffene sind von diesen Vorurteilen häufig auch betroffen.

Auch ich habe meinen Körper lange als „nicht weiblich“ genug wahrgenommen. Ich hatte die Vorurteile selbst so sehr verinnerlicht, dass ich davon ausging, mein Partner könne mich gar nicht weiblich und attraktiv finden. Totaler Bullshit! Weiblichkeit hat nichts mit deiner Figur oder deinem Körpergewicht zu tun. Du bist weiblich, wenn du dich als Frau fühlst. Ganz egal, wie groß, klein, dick, dünn, natürlich, selbstbewusst, einfühlsam oder sonstiges du bist. Niemand sollte dir deine Weiblichkeit absprechen dürfen. Weiblichkeit ist, wie du es für dich definierst. Vergleiche dich nicht mit anderen Frauen! Es gibt keinen Test, bei dem deine Weiblichkeit auf einer Skala gemessen wird.  

Wie also kannst du als Lipödembetroffene wieder eine Verbindung zu deiner Weiblichkeit herstellen?

Der erste Schritt ist ganz klar, die zahlreichen Stereotypen und Vorurteile zu hinterfragen und dich von ihnen zu lösen. Es ist wichtig, dass du erkennst, dass deine Weiblichkeit nicht von deinem Körpergewicht abhängt und jeder Körper schön und weiblich sein kann. Ich weiß, dass ist leichter gesagt und ein langer Prozess, bei dem du Geduld und Zeit investieren musst, aber es lohnt sich! Es kann auch helfen, wenn du dir 3-5 stärkende Affirmationen aufschreibst und sie dir täglich in den Spiegel sagst. Außerdem finde ich es wichtig, dir selbst Akzeptanz und Mitgefühl zu schenken. Mache dir dafür Gedanken, was Weiblichkeit wirklich für dich bedeutet, und versuche dabei darauf zu achten, ob du wieder in Stereotypen zurückfällst. Überlege dir im nächsten Schritt, welche Eigenschaften, Merkmale oder Verhaltensweisen du an dir weiblich findest.

Wenn du dir mehr Unterstützung und einen Austausch mit anderen Betroffenen wünschst, kann ich dir auch meinen Live Online-Workshop am 30.04.2023 ans Herz legen. Dort setzen wir uns mit einer kunsttherapeutischen Methode nochmal intensiv mit unserer Weiblichkeit auseinander. Kunsttherapie kann eine wertvolle Unterstützung und Ausdrucksform sein, um emotionale und psychologische Belastungen des Lipödems zu verarbeiten sowie den Bezug zum eigenen Körper und zur Weiblichkeit wieder zu entdecken!

Jetzt interessiert mich aber: Wie geht es dir in Bezug auf deine Weiblichkeit? Gibt es Situationen, in denen du dich nicht weiblich fühlst? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Deine Sarina

Wie deine Neujahrsvorsätze durch kunsttherapeutische Methoden gelingen können

Wie deine Neujahrsvorsätze durch kunsttherapeutische Methoden gelingen können

Warum sich Neujahrsvorsätze machen?

Mit dem neuen Jahr geht das alte zu Ende. Für viele ist das der Moment, ihre Gewohnheiten zu hinterfragen, Altes loszulassen und Neujahrsvorsätze anzugehen. Wie du deinen Jahresabschluss mit kunsttherapeutischen Übungen unterstützen kannst, dazu habe ich dir bereits hier einen Blogbeitrag verfasst. Heute möchte ich dir zeigen, wie du mit Kunsttherapie voller Energie ins neue Jahr starten kannst und deine Ziele wirklich umsetzt. Fällt es dir auch oft schwer, Dinge loszulassen und dich auf Neues zu konzentrieren? Verlierst du schnell deine Ziele aus dem Blick? Weißt du nicht, wie du dir dein Leben eigentlich vorstellst und was dich glücklich macht? Oder hast du einen Traum, aber wirst von deinen eigenen Ängsten daran gehindert, ihn endlich zu leben? Hast du auch das Gefühl, noch nicht angekommen zu sein aber weißt nicht, wie dein Weg dorthin überhaupt aussieht? Dann kann dir dieser Beitrag hoffentlich helfen, mehr Klarheit zu bekommen. Die folgenden sechs Übungen, sollen dich dabei unterstützen zu reflektieren, wo du aktuell stehst, wo du hinmöchtest, wie du dort hinkommst, wie du blockierende Ängste loslässt und wie du deine Bedürfnisse erkennst.

  1. Gestalte dein aktuelles Ich!
  2. Visualisiere dein neues Ich!
  3. Gestalte den Weg zu deinem neuen Ich!
  4. Lasse blockierende Ängste los!
  5. Erkenne deine eigenen Bedürfnisse!
  6. Schreibe dir selbst einen Brief!

Warum Kunsttherapie?

Wie ich schon in einem meiner letzten Beiträge deutlich gemacht habe, hat die Kunsttherapie viele Potentiale und Chancen. Die wichtigsten Aspekte in Bezug auf deinen Start ins Jahr 2022 sind aus meiner Sicht folgende:

  1. Ein großes Potential der Kunst ist es, dass schöpferische Potential der Menschen zu wecken. In der Kunsttherapie kann dies genutzt werden, um die eigenen Selbstheilungskräfte und Ressourcen zu aktivieren. Durch das künstlerische Tun kannst du die Erfahrung machen, deine eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten zu erkennen.
  2. Durch die Bildsprache hast du die Chance für Erkenntnis- und Reflexionsmöglichkeiten, insbesondere durch die wahrnehmbare Differenz zwischen Bild- Körper- und Wortsprache.
  3. Gleichzeitig ermöglicht dir das Gestalten deine Innere Welt ins Außen zu tragen so eigene Empfindungen, Erinnerungen, Fantasien, etc. zu visualisieren und sichtbar zu machen.
  4. Auch der Ausdruck als Befreiung spielt bei den nachfolgenden Vorgehensweisen eine wichtige Rolle. In der Kunsttherapie geht es nicht darum, Kunst zu erschaffen, sondern einen Zugang zu seiner eigenen inneren Welt zu bekommen und sich mit sich selbst und seinem Inneren auseinanderzusetzen. Dieser Prozess wird vor allem durch die Kraft der Fantasie hervorgerufen, die in vielen kunsttherapeutischen Methoden angeregt wird.
  5. Zudem findet in der Kunsttherapie häufig eine Sensibilisierung, Vertiefung und Verfeinerung der eigenen Wahrnehmung statt, denn die Darstellung der eigenen Gefühlswelt durch das künstlerische Medium nach außen hat häufig den Effekt, vorher unterbewusstes und damit Unbekanntes über sich selbst sichtbar zu machen. Ziel der Kunsttherapie ist es daher, durch Techniken und Methoden innere Bilder zu erzeugen, welche dann durch künstlerische Medien nach außen getragen und so verstanden werden.

Wenn du alle Infos rund um die Kunsttherapie nochmal genauer nachlesen möchtest – wie sie entstanden ist, was ihre Wirkweisen sind und vieles mehr – dann empfehle ich dir in diesem Beitrag vorbei zu schauen. Wichtig ist mir nur noch kurz zu sagen, dass es in der Kunsttherapie nicht darum geht, ästhetisch schöne Endergebnisse zu erzielen. Vielmehr dienen die nachfolgenden Methoden der Reflektion des eignen Verhaltens und des eigenen Lebens. Achte bei der Durchführung der Methoden daher vor allem auch bewusst auf den Prozess und dein Empfinden während dem Gestalten. Nun aber zu den einzelnen Schritten:

Mein 6- Schritte-System

1. Gestalte dein aktuelles Ich!

Welche Veränderungen sind notwendig, um ein bewusstes, glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen? Um das herauszufinden, müssen wir uns in erster Linie mit unserem jetzigen Ich beschäftigen. Es bildet die Ausgangslage und den Startpunkt für Veränderungen. Es ist wie beim Wandern: wenn wir nicht wissen, wo der Weg losgeht, werden wir nie auf den richtigen Pfad finden und dadurch auch nie an unserem Ziel ankommen. Klingt logisch, oder? Dann mal los. Nimm dir Materialien deiner Wahl sowie ein Papier in der Größe deiner Wahl (am besten mind. A4) und gestalte ein Selbstbild von dir in der Gegenwart. Wie nimmst du dich aktuell wahr? Wie siehst du äußerlich aus? Welche Kleidung trägst du? Welche Haarfarbe hast du und wie lang sind deine Haare? Wie ist dein Gesichtsausdruck? Welche Stimmung hast? Wie ist deine Körperhaltung? Wenn du mit deinem Selbstbild fertig bist kannst du noch deine Umgebung gestalten. Wo befindest du dich gerade? Schreibe oder gestalte auch gerne Eigenschaften oder Verhaltensweisen von dir um deine Gestaltung herum. Was gehört momentan zu deinem Leben?

2. Visualisiere dein neues Ich!

In dieser Übung machen wir genau das gleiche wie im ersten Schritt. Der Unterschied ist, dass wir nicht unser aktuelles Ich gestalten, sondern unser zukünftiges Ich. Wie möchtest du in der Zukunft wahrgenommen werden? Wie möchtest du aussehen? Welche Stimmung soll dein zukünftiges Ich haben? Welche Kleidung soll es tragen? In welcher körperlichen Verfassung soll es sein und welche Körperhaltung passt zu deinem zukünftigen Ich? Gestalte auch hier gerne deine Umgebung, wie sie in der Zukunft aussehen soll und ergänze Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften, die in der Zukunft zu dir und deinem Leben gehören sollen.

3. Gestalte den Weg zu deinem neuen Ich!

In den letzten beiden Tagen hast du dich mit deinem aktuellen und deinem zukünftigen Selbstbild auseinandergesetzt. Heute beschäftigen wir uns mit dem Weg, wie du von dem einen zum anderen gelangen kannst. In der Kunsttherapie nennt man diesen Prozess auch Probehandeln. Lege dafür deine beiden Gestaltungen mit etwas Abstand nebeneinander und platziere ein weiteres Papier in derselben Größe dazwischen. Schaffe nun eine Verbindung zwischen deinen beiden Gestaltungen, indem du auf diesem Papier den Weg darstellst, den du von deinem jetzigen Leben zu der Vorstellung deines zukünftigen Ichs gehen wirst. Welche Herausforderungen wirst du meistern? Welche Menschen begleiten dich? Welche Meilensteine wirst du passieren? Welche Eigenschaften wirst du dazugewinnen und was wirst du eventuell hinter dir lassen? Überlege dir nachdem du mit dem Gestalten fertig bist, wie du das, was du gemalt hast, in deinem Leben umsetzen kannst.

4. Lasse blockierende Ängste los!

Vor dem Loslassen kommt das Zulassen. Versuche, die Dinge und Ängste, die dich einnehmen und am Wachsen hindern bewusst wahrzunehmen und in sie hinein zu spüren. Gib ihnen Raum und nimm sie als zu dir zugehörig an. Versuche sie nicht verdrängen zu wollen oder mit ihnen in den Kampf zu gehen, sondern begegne ihnen freundlich und wertfrei. Nimm wahr, dass sie da sind. Nur so kannst du sie im nächsten Schritt gehen lassen. Welche Ängste hast du bei dir wahrgenommen? Teile nun ein DIN A3 Papier in drei Teile, indem du es zweimal senkrecht faltest. Finde für jede deiner Ängste ein Symbol oder eine Farbe und mal sie in den mittleren Bereich deines Papiers. Jede deiner Ängste möchte dich schützen aber gleichzeitig verhindern sie dadurch auch etwas. Überlege dir nun zu jeder Angst, welchen Sinn sie hat und wovor sie dich beschützen möchte sowie woran sie dich dadurch hindert. Finde für jeden Aspekt ein Symbol und male die schützenden auf die linke Bildhälfte und die blockierenden auf die rechte Seite. Nachdem du mit deiner Gestaltung fertig bist, betrachte sie und frage dich selbst:

  • Wie haben meine Ängste mein eigenes Leben blockiert?
  • Welche Blockaden möchte ich abbauen?
  • Welche Ängste sind sinnvoll und sollen mir weiterhin Sicherheit bringen?
  • Was würde passieren, wenn ich einzelne Ängste loslassen würde?
  • In welcher Verbindung stehen meine Ängste und mein eigener Schmerz?

5. Erkenne deine eigenen Bedürfnisse!

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu deinem neuen Ich ist es, deine eigenen Bedürfnisse zu kennen und diese nicht zu vernachlässigen. Nur so gelingt es dir nachhaltig glücklich zu sein und dadurch die Energie zu haben, um zu wachsen. Nimm dir daher heute kurz Zeit und überlege, was dir guttut. Was sind deine Bedürfnisse? Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen? Was gibt dir Kraft? Was macht dich glücklich? Nehme dir nun erneut ein DIN A3 Papier und falte es in der Mitte in zwei Teile. Gestalte im nächsten Schritt auf der rechten Bildhälfte ein symbolisches Bild von dir, wenn du ganz verbunden mit deinen eigenen Bedürfnissen lebst. Auf der anderen Bildhälfte entwickeltest du ein symbolisches Selbstbild, wenn du ganz ohne die Beachtung deiner eignen Bedürfnisse lebst. Nachdem du deine Gestaltung beendet hast, reflektiere einen Moment deine Erfahrungen beim Malen. Was siehst du auf dem Bild? Welche Körperhaltung hast du in den jeweiligen Gestaltungen? Welche Unterschiede in deinen Emotionen konntest du im Gestaltungsprozess der beiden Bildhälften wahrnehmen? Welche Auswirkungen hat es auf dein Selbstbild, wenn du deine Bedürfnisse unterdrückst oder sie lebst? Hat sich deine Haltung zu deinen eigenen Bedürfnissen durch die Übung verändert?

6. Schreibe dir selbst einen Brief!

Auch für den Start ins neue Jahr finde ich die Methode, sich selbst einen Brief zu schreiben, eine super Möglichkeit, um mit sich selbst in den Austausch zu gehen und sich freundlich zu begegnen. Allerdings drehen wir den Spieß an dieser Stelle einmal um. In der Jahresreflektion haben wir von uns selbst aus der Gegenwart einen Brief an unser Selbst aus der Vergangenheit adressiert. Heute schreiben wir an unser gegenwertiges Ich einen Brief aus der Zukunft! Dein Ich aus der Zukunft beschreibt dir in diesem Brief, wie sein/ihr Leben jetzt aussieht. Was ist das letzte Jahr über passiert? An welchem Punkt im Leben steht es jetzt? Wie geht es ihm/ihr? Ist es glücklich?

Ich hoffe, dass dir mit meinem sechs Schritte System ein bewusster und motivierter Start ins Jahr 2022  gelingt! Natürlich kannst du auch nur ein paar Schritte machen und dich von mir inspirieren lassen, deinen ganz eigenen Start für das Jahr 2022 zu finden! Ich freue mich, wenn du deine entstandenen Gestaltungen mit mir teilest (per Mail oder über Instagram). Solltest du noch Fragen haben oder Hilfestellungen benötigen, schreib gerne einen Kommentar oder nutze mein Kontaktformular. Wenn du magst, trag dich in meinen Newsletter ein, um meinen nächsten Beitrag nicht zu verpassen!

Bis dahin wünsche ich dir alles Liebe und viel Erfolg beim Gestalten der einzelnen Vorgehensweisen!

Deine Sarina